Es ist die zweite Ausstellung in Salzburg dieser Tage und eine für mich völlig überflüssige dazu. Aber eins nach dem anderen.
Die schicke Galerie Ropac am Mirabellplatz. Toplage, vorbei am Hotel Sacher und diversen Mozartkugelaufstellern mit weißer Perücke, also leicht zu finden. Hinein geht es, gut klimatisiert. Platz, hohe Decken, großes Desk, Blick in den Schlosspark – herrlich herrschaftlich. ‚Eventyr‘ heißt die aktuelle Ausstellung, ein nordisches Wort für Abenteuer oder Märchen.
Auf feinem Fischgrät Parkett leitet eine blonde junge Frau mit Thomas Sabo-Kettchen und weißer, moderner Oversize-Bluse und hohen Keilabsatzschuhen durch die Räumlichkeiten. Ihr rot-geschminkter Mund redet bewundernd von der Künstlerin, die in den unteren Räumen ausstellt: Elizabeth Peyton.
“ (…) You know, I just go and see shows and have great dinners and walk around“ (Elizabeth Peyton)
Die New Yorkerin Elizabeth Peyton malt fast ausschließlich Portraits. Ein It-Girl der Szene, ‚the rich and famous‘ sind ihr Thema. Sie erlangte in deutschen Gefilden im Mainstream Berühmtheit, nachdem ihr Portrait von Angela Merkel in der Vogue erschien. Neben persönlichen Bekannten versammelt sie in ihrem Portfolio Celebrities, Schauspieler*innen, Schriftsteller*innen und Musiker*innen, die sie meist nicht persönlich kennt, zum Beispiel Kurt Cobain, Jarvis Cocker, Noel Gallagher, Leonardo DiCaprio, David Hockney, Oscar Wilde, Lord Alfred Douglas, Prinzessin Diana, Prinz Harry… Peytons Bildwahl ist nicht rein zufällig. Entscheidend ist für sie der Lebensweg einer Person und wie ‚inspriring‘ diese auf andere wirk(t)e.
Wow.

Ein einziges Media-Geschwafel von „hier hat sie die Augen besonders schön herausgearbeitet“, „wir würden gerne weiter mit ihr zusammenarbeiten“, „großartig“, „das ist ihr Hund, Isolde, das Bild wurde nach ihrem Hund benannt“, schlägt die Galeristin mir im Hier und Jetzt entgegen. Immer Blickkontakt halten, die persönliche Beziehung der Künstlerin zu den Porträtierten erwähnen – Flucht nach vorn ausgeschlossen.
Ein betont anerkenndes Nicken mit Blick zum Bild meinerseits wird als Zustimmung gewertet, gut gut, „tolle Bilder“, „New York“. Die Diversität der Portraits bewegt sich zwischen weiß und privilegiert – sehr inspirierend. Das verbindende Narrativ? Unbekannt, irgendwie auch egal, oder? Lach! Die Frage, ob das Narrativ vielleicht „Salzburger Festspiele und seine wohlhabenden Besucher“ heißt, behalte ich für mich.
Elizabeth, call me by your name
Ach schau her, ein abgemaltes Bild aus dem (wirklich kunstvollen, zärtlichen, unglaublich schönen) Film ‚Call me by your name‘. Der Rest? Gähn. In jedem Raum finden sich 3-4 Bilder auf beigem Grund. „Beige, genau wie im Atelier der Künstlerin“, wird erklärt. Die Künstlerin habe sich das gewünscht, ja ja, so war das. Dem kam man natürlich sogleich nach. Zwei Jahre habe man geplant, kuratiert. Die Künstlerin Elizabeth Peyton habe ganz genaue Vorstellungen wie wo was hängen soll, nein muss.
Was es da noch groß zu kuratieren gab? Lieblose Handreichungen (aber auf mindestens 120g Papier, des muss scho sei) mussten gedruckt und mit einer roségoldenen Tackernadel zusammengemanscht werden.
Oben zeige man frühe Werke von Joseph Beuys, winkt die Frau ab. Dabei lächelt sie wie eine Hostess an einem Sachertortenstand.